Kennen Sie den “Trendreport Ernährung 2022”? Der listet auf, wo mehr als 100 namhafte Experten und Expertinnen die wichtigsten Entwicklungen dieses Jahres in Sachen Essen sehen. Und wie ein roter Faden zieht sich durch die Antworten das Thema “Gesundheit”. So finden Sie unter den Top 10 unter anderem „vegane und pflanzenbasierte Ernährung“, „digitale Ernährungsberatung in Therapie und Prävention“, „Bewusstsein für gesunde Ernährung“ und „Convenience Food und gesundes Essen to go“. Kein Wunder, dass sich immer mehr Unternehmen dieser Aspekte annehmen und entweder neue Geschäftsfelder erschließen oder ihre gesamte gesunde Ernährung aufschreiben lassen.
Einige Zahlen untermauern, wie wichtig dieser Markt für sterbenden geworden ist. Allein in Deutschland bezeichnen sich rund 7,5 Millionen Menschen als Vegetarierinnen und Vegetarianier, etwa 1,4 Millionen sehen sich als Veganerinnen und Veganer. Die Wachstumsraten sind enorm: In nur zwei Jahren erwartet der Umsatz mit veganen Produkten um 817 Millionen Euro (rund 97 Prozent) zu, die Discounter buchten sogar ein Absatzplus von 114 Prozent. Und die Unternehmensberatung AT Kearney geht davon aus, dass die Umsätze auch in den nächsten Jahren um jeweils 20 bis 30 Prozent zunehmen.
Welche Unternehmenden profiterien besonders?
Beyond Meat: Das US-Unternehmen hat es derzeit schwer. Denn in der Pandemie blieben viele Restaurants zu, die Menschen aßen überwiegend zu Hause. Und weil Beyond Meat vor allem die Gastronomie beliefert, schlug sich das negativ in den Zahlen nieder. Zudem zeichnet sich ab, dass die starke Fokussierung auf den US-Markt das Wachstum ausbremst. So entwickelt sich der Absatz des zusammen mit McDonald’s entwickelten McPlant, einem Burger mit pflanzlicher Fleischalternative, deutlich unter den Erwartungen. Nun will das Beyond-Meat-Management jedoch den Turnaround schaffen und bringt in den USA Tenders, fleischlose Hähnchenfiletstreifen, in die Supermärkte. Anlegende warten ab, bis die Aktie einen klaren Boden gebildet hat – offenbar ist der Markt aktuell noch nicht reif genug.
BioGaia: Die Firma stellt probiotische Nahrungsergänzungsmittel, vor allem für Kinder und vor allem auf Basis von Milchsäurebakterien her. Riesige Umsätze erzielen die Schweden nicht – für 2021 wies BioGaia einen Umsatz von 785 Millionen Kronen (gut 75 Millionen Euro) aus, der Nettogewinn stieg um neun Prozent auf 18,9 Millionen Euro. Aber: Laut dem Marktforschungsunternehmen A2Z zählt BioGaia zu den Key Playern der Branche, die in den nächsten drei Jahren um jeweils etwa zehn Prozent wachsen könnte. Aufgrund des guten Ergebnisses könnten Aktionärinnen und Aktionäre mit einer attraktiven Extra-Dividende rechnen.
Chr. Hansen: Einer der stillen Giganten der Lebensmittel-Branche ist die dänische Gesellschaft Chr. Hansen. Sie entwickelt und produziert bereits seit über 145 Jahren Kulturen, Enzyme und Probiotika. Das Unternehmen weist nicht ohne Stolz darauf hin, dass weltweit jeder zweite Käse und jedes zweite Joghurt mit seinen Produkten erzeugt wird; so essen täglich über eine Milliarde Menschen Hansen-Produkte. Seit fünf Jahren arbeiten die Dänen auch an pflanzlichen Milchalternativen und bedienen so den veganen Wachstumsmarkt. Die letzten Zahlen (zum ersten Halbjahr 2021/2022) zeigen ein Umsatzplus von 17 Prozent auf 304 Millionen Euro und einen Sprung bei den Erlösen (Stufe Ebit, Gewinn vor Zinsbelastung und Steuern) von 20 Prozent auf 84 Millionen Euro. Doch das Management gibt sich ehrgeizig und will diesen Wert durch Effizienzsteigerungen bis 2024/2025 auf 30 Prozent steigern.
Ebro Foods: Die Spanier sind spezialisiert auf Nudeln und Reis, zum Imperium der Iberer gehören unter anderem Marken wie Reis-fit, 3 Glocken oder Panzani. Gerade Reis, so hört man aus dem Unternehmen, sein ein „wertvoller Bestandteil einer fleischfreien Ernährung“. Zudem setzt der Konzern nicht zuletzt auf die immer beliebteren High-Protein-Produkte, die mit viel Eiweiß aus Hülsenfrüchten im Handel zu finden sind. Insgesamt biete Ebro Foods „natürliche, innovative Produkte für alle Menschen, die sich gesund ernähren wollen“. Anlegende sollten jedoch die Zahlen im Blick behalten – 2022 könnte als Jahr der Konsolidierung in die Unternehmensgeschichte eingehen.